Frauen, Leben, Freiheit – Proteste im Iran
Frauen, Leben, Freiheit – Proteste im Iran

Frauen, Leben, Freiheit – Proteste im Iran

Titelbild: pixabay.com

Frauen die auf der Straße ihre Kopftücher anzünden, Polizisten, die auf Männer einprügeln, weil sie Demonstrationen filmen. Diese Bilder gehören seit nunmehr zwei Monaten zum Alltag Irans. Durch den Tod einer 22-jährigen Frau trifft eine vorher noch nie so stark gewesene Welle an Wut, Aufbäumen und Mut auf die autoritäre Regierung des Irans.

Seit September 2022 kursieren neben Themen wie dem Ukrainekrieg oder der Weltmeisterschaft auch die Proteste im Iran im Internet und in den Nachrichten.

Meist weiß man nur über die Folgen Bescheid: ein hartes Eingreifen der sogenannten Sittenpolizei und viele Opfer. Aber was genau der Ursprung dieser Proteste ist und welche Meinungen die verschiedenen Seiten vertreten, ist vielen oft nicht bewusst.

Der Iran ist eine islamische Republik, gelegen im Südwesten Asiens. Der Präsident ist Ebrahim Raisi, Befürworter der Geschlechtstrennung und der Todesstrafe.

Der Auslöser der nun schon weltweit verbreiteten Proteste ist ein Tod. Der Tod von Mahsa Amini, die aufgrund der Folgen einer Festnahme durch die Sittenpolizei gestorben ist. Der Grund: ein „unislamischer Kleidungsstil“ und somit ein Verstoß gegen die im Iran geltenden islamischen Kleidervorschriften. Laut der Polizei erlag sie unmittelbar nach der Festnahme einem Herzinfarkt sowie einem Schlaganfall. Doch dies scheint nur eine fadenscheinige Ausrede für die Verletzungen, die Amini angetan wurden, zu sein. Die Wahrheit scheint nach unseren europäischen Werten
unwirklich und kaum vorstellbar, stellt aber die Realität dar. Bei Mahsa Aminis Festnahme wurde das Risiko von schwerwiegenden Folgen in Kauf genommen, indem, laut sozialen Medien, während der Festnahme auf ihren Kopf eingeprügelt wurde, weil sie sich gegen die Festnahme gewehrt hätte. Durch diesen Tod wurde die schon vorher ständige Debatte über staatliche
Gewalt gegen Frauen und die im Iran eingeschränkten Frauenrechte noch weiter aufgeheizt. Nun möchte man durch öffentliche Proteste auf die Polizeigewalt gegen Frauen, wohl der einzig plausible Grund für den Tod der jungen Iranerin, aufmerksam machen und hat dadurch schon international eine hohe mediale und politische Aufmerksamkeit erlangt.

Das Ausmaß der aktuellen Proteste ist beispiellos. In einer zuvor noch nie dagewesenen Form der Unterstützung haben auch Schülerinnen auf Spielplätzen, in den Schulen und Straßen demonstriert, sich Studentinnen und Studenten an den Protesten beteiligt und zunehmend auch die iranische Geschäftswelt und Arbeiter im wirtschaftlich so relevanten Öl- und Gassektor
solidarisch gezeigt. „Die Verzweiflung ist ein Grund, warum das Regime Angst haben sollte!“

Die Forderungen reichen von mehr Freiheiten bis hin zum Sturz des Staates und „Tod dem Diktator“. Mit der Parole „Frauen, Leben, Freiheit“ werden drei Wörter, für uns eigentlich so selbstverständlich zusammengehörend, in den Fokus gestellt und somit der konkrete Wunsch geäußert: Ein freies Leben für Frauen ohne Unterdrückung und Gewalt.

Doch Verständnis von Seiten der Regierung ist nur ein unerreichbarer Wunsch. Anstatt den Protestierenden zuzuhören wird mit massiver Gewalt gegen die Demonstranten vorgegangen. Dafür zuständig ist die sogenannte Sittenpolizei oder auch „Belehrungsstreif“. Sie ist unter anderem für die Überwachung der weiblichen Bevölkerung zuständig, wie das Tragen eines Kopftuches, was ab neun Jahren für Frauen Pflicht ist.

Aus neusten Quellen geht allerdings hervor, dass eine Auflösung der Sittenpolizei geplant ist. Die Seriosität dessen ist jedoch nicht gewährleistet. Neben angewandter Waffengewalt auch gegen Kinder und Jugendliche, wurde der erste Mensch, aufgrund eines Vorwurfs die Straße gesperrt und einen Polizisten mit einem Messer verletzt zu haben verurteilt. Laut Berichten wurde er am 08.12. nach einem „Schauprozess“ erhängt. Doch dies scheint nicht das einzige schwerwiegende Ereignis zu sein und zu bleiben.

Die Unterstützung so nah wie noch nie: Die Proteste haben nach kurzer Zeit weltweite Aufmerksamkeit erlangt. Viele Künstler bekennen sich als Unterstützer der Proteste. Das wohl beeindruckendste Beispiel stellt Shervin Hajipour dar. Der 25-jährige Iraner, in England lebend, hat ein Lied geschrieben, bestehend aus Tweets von Protestierenden. Der Titel „Baraye“ bedeutet „dafür“, für Frauen, für das Leben, für die Freiheit.

Zunächst, unmittelbar nach der Veröffentlichung seines Songs, wurde Shervin Hajipour im Iran festgenommen. Doch gegen die Zahlung einer Kaution wurde er freigelassen. „Baraye“ geht um die ganze Welt. Unter anderem die Band „Coldplay“ spielte die Hymne der Proteste auf ihrem Konzert in Buenos Aires.

Wenn ihr Lust habt, euch das Lied mal anzuhören, folgt doch gerne diesem Link.