Auf der Flucht vor dem Krieg
Auf der Flucht vor dem Krieg

Auf der Flucht vor dem Krieg

Seit vielen Wochen sorgt der Angriffskrieg Russlands für großes Chaos. Ukrainische Flüchtlinge sind auf die Solidarität anderer Länder wie Deutschland angewiesen, um eine Unterkunft finden zu können. Neben Informationen und Fakten rund um die Aufnahme in Deutschland bietet Kyryl Dolnikov persönliche Einblicke seiner Flucht. 

Für längere Aufenthalte in Deutschland ist normalerweise nötig, als Ausländer aus der Ukraine eine offizielle Erlaubnis zu erhalten. Meist ist die Erlaubnis noch vor der Einreise zu beantragen. Nur EU-Bürger oder Bürger, die die Staatsbürgerschaft von Island, Norwegen, Liechtenstein oder der Schweiz besitzen, sind von der Pflicht dieses “Aufenthaltstitels” befreit. 

Nun gilt jedoch eine Ausnahmeregel für Ukrainer: Das Bundesministerium des Innern und für Heimat erließ eine Rechtsverordnung, die es den Geflüchteten ermöglicht, auch ohne Aufenthaltstitel in Deutschland zu bleiben. Die Verordnung betrifft den Zeitraum vom 09. März bis zum 31. August 2022. Damit soll es den Flüchtlingen so einfach wie möglich gestaltet werden, in Deutschland ein vorübergehendes Zuhause beziehen zu können. Außerdem bekommen die Betroffenen dadurch ausreichend Zeit, einen Aufenthaltstitel bei der Ausländerbehörde zu gewinnen.


So funktioniert die Integration 

 Das Verfahren der Einreise lässt sich in verschiedene Schritte einteilen:

  1. Registrieren: Die Unterbringung, Versorgung sowie Sozialleistungen werden registriert.
  2. Festlegen des Wohnortes: Falls Sozialleistungen benötigt werden, findet während der Registrierung die Verteilung an einen bestimmten Wohnort statt.
  3. Anmelden: Die Wohnanschrift am Zielort muss der Meldebehörde mitgeteilt werden.
  4. Beantragen eines Aufenthaltstitels: Erst wenn der Wohnort klar festgelegt ist, können die Geflüchteten einen Antrag stellen. 

Sobald die ersten Schritte unternommen sind, können die Betroffenen in Deutschland an kostenlosen Angeboten teilnehmen. Das Bundesministerium des Innern und für Heimat will Geflüchtete aus der Ukraine möglichst problemlos in unsere Gesellschaft integrieren. Folgende Angebote stehen ihnen zur Verfügung:

  • Migrationsberatung für Erwachsene des Bundes: Individuelles Beratungsangebot, Beantwortung von Fragen
  • Erstorientierungskurse für Asylbewerber (EOK)
  • “Migrantinnen einfach stark im Alltag” (MiA – Kurse)
  • Integrationskurse: Sprachkurs und Orientierungskurs, Grundlagen der deutschen Sprache, deutsche Geschichte/Kultur/Rechtsordnung 
  • Berufssprachkurse: Vorbereitung auf Arbeitswelt in Deutschland 

Mit dem Smartphone sicher unterwegs 

Die Bundesregierung sorgte bereits dafür, all diese Informationen auf das Smartphone zu bringen. So besitzt jeder Geflüchtete aus der Ukraine die Gelegenheit, auch unterwegs einen Überblick über die Möglichkeiten in Deutschland (Informationen, Unterkunft, ärztliche Versorgung) zu behalten. Die App “Germany4Ukraine” ist im Play-Store und App-Store kostenlos verfügbar. Auf den Sprachen Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch bietet sich die App gut zum Orientieren an. Besonders die einzelnen Phasen des weiteren Aufenthalts sind übersichtlich dargestellt. Eindrucksvoll ist, dass der Download der App in ganz Europa möglich ist, damit Fragen vor der Einreise beantwortet werden können. Darüber hinaus ist in zeitnaher Nähe mit Services der Behörden zu rechnen.


In Deutschland finden viele Zuflucht 

727.200 Flüchtlinge aus der Ukraine wurden im Zeitraum von Ende Februar bis zum 11. Mai 2022 im AZR gezählt. AZR steht für das Ausländerzentralregister, eine vom Bundesverwaltungsamt betriebene Datenbank. Davon waren insgesamt 70 Prozent weiblich, ganze 40 Prozent sind minderjährig. Die “beliebtesten” Bundesländer als Zielort stellen dabei NRW (circa 100 000 Flüchtlinge), Bayern (78 000) und Baden-Württemberg (50 000). Allerdings sind solch hohe Zahlen mit Vorsicht zu betrachten. Viele der ukrainischen Flüchtlinge zogen bereits ins Ausland weiter.

Sicherlich wundert es nicht, dass die größten Städte Deutschlands mit großem Abstand die meisten Flüchtlinge aufnehmen. Unter anderem Hamburg, wo sich drei Prozent aller Flüchtlinge vorübergehend aufhalten. Einer von ihnen ist Kyryl Dolnikov (15 Jahre): Als im Februar diesen Jahres der russische Angriffskrieg auf die Ukraine startete, waren er und seine Familie wie viele andere Bewohner gezwungen, ihr Zuhause hinter sich zu lassen und ins Ausland zu flüchten. In Hamburg konnten sie eine Unterkunft finden, die bis heute der Familie einen sicheren Platz bietet. In einem persönlichen Dialog, via WhatsApp-Chat, teilte Kyryl seine Erlebnisse der letzten Monate mit. Seine Antworten wurden nachträglich ins Deutsche übersetzt. 


“Wir alle haben Angst um unsere Stadt und unser Land”

Wie Kyryl berichtet, macht sich seine Familie Sorgen um ihr Zuhause in Mykolajiw. Vor dem Kriegsausbruch führten sie alle ein ganz normales Leben und ahnten nicht, welch schreckliche Katastrophe sich später ereignen würde. Kyryl besuchte regelmäßig am Wochenende seine Tante. Wie andere in seinem Alter verbrachte er seine Zeit nach der Schule mit Hausaufgaben und Computerspielen, zusammen mit seinen Freunden. Dass Russland tatsächlich die Ukraine angreifen würde, hätten sie nicht für möglich gehalten, so Kyryl.

Erst wenige Tage nach dem 24. Februar realisierte er, dass ein Krieg tatsächlich zur Realität wurde: Laute Knalle leiteten Kyryls Geschichte der Flucht ein. Seine Familienmitglieder verließen unmittelbar die Stadt, während er und seine Mutter anfangs zuhause zurückblieben. Häufig gab es Alarme für Luftangriffe, alle Straßen waren leer. Geschäfte hatten geschlossen, sodass es zeitweise sogar problematisch war, überhaupt Brot zu kaufen. Eine Ausgangssperre verhinderte derweil das Verlassen des Hauses ab 18 Uhr. 

Die russischen Angriffe setzten sich fort. Die Familie Dolnikov hatte keine andere Wahl, als ihrer Heimat den Rücken zukehren. 

“Für mich war es wie eine Europa-Tour”

Kyryl Dolnikov

Zuvor sei er noch nie im Ausland gewesen, erzählt Kyryl. Deshalb war er aufgeregt auf die bevorstehende Reise. Der einwöchige “Road-Trip” begann über Moldawien, wo die Straßen furchtbar gewesen seien. Während der nächsten Station, in Rumänien, bestaunte Kyryl wunderschöne Berge. Nachdem auch Ungarn erfolgreich durchquert worden war, erreichten er und seine Familie Bratislava in der Slowakei. Die Stadt beeindruckte Kyryl sehr, doch der beste Halt sei in Brünn (Tschechien) gewesen, meint er. 

“Diese Woche war nicht nur aufregend, sondern ebenfalls schwierig. Meine Mutter und mein Cousin waren sehr müde am Ende der Reise.”  

Schließlich kam die Familie in Deutschland an, wo sie mittlerweile seit ein paar Monaten geblieben ist. 


Bedürftige sind auf Unterstützung angewiesen

Zum jetzigen Zeitpunkt hält der Krieg in der Ukraine weiter an. Daher ist es umso wichtiger, mit allen möglichen Mitteln die Bewohner zu unterstützen. 

Familien mit kleinen Kindern kauern in Kellern und U-Bahn-Stationen oder rennen um ihr Leben, unter dem erschreckenden Lärm von Explosionen und heulenden Sirenen. Die Opferzahlen steigen schnell. Dies ist die dunkelste Stunde für die Menschen in der Ukraine. Wir müssen jetzt alles tun, um das Leben und die Würde der Bevölkerung in der Ukraine zu schützen. Wir müssen mit Mitgefühl und Solidarität reagieren.

Martin Griffiths, UN-Nothilfekoordinator

Der einfachste Weg zur Unterstützung ist wohl, Geld in die Hand zu nehmen und zu spenden. Zu den bekanntesten Anlaufstellen zählen das DRK, die UNO – Flüchtlingshilfe und die Diakonie Katastrophenhilfe. Noch hilfreicher sind Sachspenden, wie zum Beispiel Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel oder Batterien. 

Daneben ist es durchaus hilfreich, Flüchtlinge bei sich zuhause aufzunehmen. Dafür kann die Kommune informiert werden. Andernfalls dient der Deutsche Caritasverband als Ansprechpartner. 


Im folgenden Video richtet sich Nancy Faeser, Innenministerin Deutschlands, an Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind:

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Quellen 

https://www.germany4ukraine.de/hilfeportal-de/service/germany4ukraine-app

https://www.bamf.de/DE/Themen/MigrationAufenthalt/ZuwandererDrittstaaten/Migrathek/Vorintegration/vorintegration-node.html

https://www.germany4ukraine.de/hilfeportal-de/unterkunft

https://www.bamf.de/DE/Themen/AsylFluechtlingsschutz/ResettlementRelocation/InformationenEinreiseUkraine/informationen-einreise-ukraine-node.html

https://www.bamf.de/DE/Themen/AsylFluechtlingsschutz/ResettlementRelocation/InformationenEinreiseUkraine/_documents/ukraine-faq-de.html

https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/ukrainische-fluechtlinge.html

https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/ukraine

https://www.caritas.den/magazin/schwerpunkt/krieg-in-der-ukraine/faq-wie-kann-ich-helfe

https://pixabay.com/de/illustrations/zerst%c3%b6rung-krieg-konflikt-tod-2930152/

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