Warum 1,5° einen Unterschied machen
Warum 1,5° einen Unterschied machen

Warum 1,5° einen Unterschied machen

Jeder von euch hat vermutlich schon einmal von dem 1,5°- bzw. 2°-Ziel gehört. Es ist das Ziel, durch das der menschengemachte weltweite Temperaturanstieg begrenzt werden soll.

Was ist das 1,5°-Ziel?

Es wurde 2015 in dem Pariser Klimaabkommen gesetzt. Damit verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten damals, dafür zu sorgen, dass der Anstieg des Klimas deutlich unter 2° gegenüber dem vorindustriellen Niveau bleibt, möglichst sogar unter einem Anstieg von 1,5°. So sollen die Folgen des anthropogenen, also des menschengemachten Klimawandels, der mit der Industriellen Revolution und dem damit verbundenen Ausstoß von Treibhausgasen begann, minimiert werden. Der Ausgangswert, ab dem die 1,5° gemessen werden, liegt somit im Jahr 1850, das heißt zu Beginn der Industrialisierung.

Damit diese Grenze eingehalten werden kann, müsste unter anderem in der zweiten Hälfte der 21. Jahrhunderts die sogenannte Treibhausneutralität erreicht werden. Dies sollte geschehen, indem zum Beispiel der Ausstoß von Treibhausgasemissionen drastisch gesenkt würde oder die natürlichen Kohlenstoffsenken wie Wälder und Moore erhalten und gestärkt würden.

Warum ist ein Anstieg der Temperatur des Klimas so problematisch?

Ein Anstieg bis und über 1,5° hat dramatische Folgen, die uns alle betreffen würden. Es käme unter anderem zu heftigen Wetterextremen. Je nach Region würden Hitzewellen und Dürren oder aber Starkregen auftreten. Vor allem in Gebieten, die auch jetzt schon von diesen Problemen betroffen sind, würden sich die Ausmaße noch einmal stark ausdehnen. In Afrika zum Beispiel würde es noch viel heißer und trockener werden, sodass keine Landwirtschaft mehr betrieben werden könnte und große Teile des Kontinents unbewohnbar wären. Mit den Dürren kämen zudem Missernten und Waldbrände einher. Grund für Ersteres wären außerdem die Überflutungen, die vor allem in Europa, Südostasien und anderen tropischen Gebieten auftreten würden.

Auch der steigende Meeresspiegel wäre eine der heftigsten Folgen des Klimawandels. Es käme zu heftigen Überflutungen und zu dem Untergehen riesiger, einst bewohnbarer Landflächen.

Der Meeresspiegelanstieg würde zudem durch die Pol- und Gletscherschmelze verstärkt werden, durch die riesige Eisflächen und damit Lebensraum verloren gehen würde. Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir schon 2030 eisfreie Sommer in der Arktis haben. Durch das zusätzliche Süßwasser, welches sich durch das geschmolzene Eis im Meer befinden würde, würde sich auch die Meeresströmungen und damit das Klima verändern. Wenn zum Beispiel der Golfstrom versiegt, der für das Klima in Europa verantwortlich ist, haben wir hier mit einem viel kälteren Klima zu kämpfen.

Ebenfalls würden die Permafrostböden, also gefrorene Böden, die mehrere hundert Meter dick sind und etwas ein Sechstel der Landflächen bedecken, auftauen. Da in ihnen aber Unmengen an Biomassen gespeichert sind, würde durch das Auftauen sehr, sehr viel Kohlenstoffdioxid und Methan freigesetzt werden. Allein in der oberen Schicht sind 1.500 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert, was mehr als das Doppelte ist, als das, was bisher in der Atmosphäre enthalten ist.

Wie sieht es zukünftig aus?

Wie hoffentlich deutlich geworden ist, sind die Auswirkungen des Klimawandels sehr gravierend und schwerwiegend. Aktuell liegen wir etwa 1,2° über dem vorindustriellen Wert. Eine neue Studie (10.05.2022) der Weltorganisation für Meteorologie zeigt jetzt aber erschreckende neue Daten:
Schon in den nächsten Jahren werden wir voraussichtlich über das 1,5° Ziel hinaus sein, vor allem in der Arktis ist der Anstieg besonders stark. Zu einer Wahrscheinlichkeit von 50% werden wir den Wert bis 2026 mindestens ein Mal überschreiten. Vor sieben Jahren galt dies quasi als ausgeschlossen und unmöglich.

Durch unsere Lebensweise haben wir einen ziemlich großen Schaden angerichtet und zu unserer aller Nachteil wird es immer unwahrscheinlicher, dass wir es wirklich schaffen, das Klimaziel einzuhalten. Zumal zum Beispiel die USA schon unter Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten sind. So wie es im Moment aussieht, wird das 1,5°- Ziel wohl deutlich überschritten werden. Die Erwärmung des Klimas wird sich voraussichtlich zwischen 2,7° und 3,7° einpendeln, was für uns Menschen, die Tiere und Pflanzen und den gesamten Planeten unvorstellbare Folgen und Probleme mit sich bringen wird. Aber nicht nur zukünftig werden wir mit diesen Konsequenzen zu leben haben, sondern auch schon jetzt können wir an vielen Orten die Folgen des Klimawandels spüren.

Solange wir noch irgendwie die Möglichkeit haben, diese katastrophalen Kettenreaktionen aufzuhalten, sollten wir alles uns Mögliche tun, um genau dies zu erreichen. Wir leben auf einem wunderschönen Planeten, den wir zum Leben und zum Überleben brauchen. Aber egal, wie viel er uns eigentlich gibt, wir sind immer noch die Besten darin, ihn – und damit uns – zu zerstören. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass es nicht nur um Geld, Macht und Bequemlichkeit geht, sondern um das, was wirklich wichtig und notwendig ist: Anstatt immer nur große Reden zu schwingen, richtig aktiv zu werden und endlich die notwendigen Maßnahmen umzusetzen, um den Schaden des von uns angerichteten Klimawandels so minimal wie noch möglich zu halten.