Worum geht’s?
In Deutschland müssen alle schon vom Grundschulalter an zur Schule gehen.
Für einige ist das die reinste Qual, andere haben sich einfach daran gewöhnt. Früh aufstehen, mehrere Fächer pro Tag, in denen man Arbeiten schreiben und Noten bekommen muss, bevor man mittags oder nachmittags wieder nach Hause kommt. Viele leben von Wochenende zu Wochenende und von Ferien zu Ferien.
Für uns alle ist dieser Alltag Standard. Wir wissen, wie es läuft.
Aber was viele nicht wissen, ist, wie die Schule in anderen Ländern auf der Welt aussieht und wie viel Glück wir vielleicht eigentlich mit unser Schulform haben…
Überall rund um den Globus gibt es eine Art von Schule, aber gleich ist sie fast nie. Sie unterscheiden sich in vielen Hinsichten von unserem Schulwesen: der Unterricht, die Dauer, die Ferien, die LehrerInnen, die Fächer und noch vieles mehr. Wie genau es so in anderen Ländern aussieht und was die SchülerInnen dort erwartet, das möchte ich Euch an einigen Beispielen etwas näherbringen.
Schule in Australien
In Australien zum Beispiel ist eine Schuluniform Pflicht. Durch sie soll die Tradition und die Verbundenheit der SchülerInnen mit den Werten ihrer Schule ausgedrückt werden.
Eine Schulpflicht besteht von dem sechsten bis zum 15. Lebensjahr. Der Fokus an den Schulen liegt auf der Förderung der Kreativität der SchülerInnen und der des eigenen Charakters.
Die Schulen selbst sind oft sehr modern ausgestattet, mit großen Bibliotheken, neuester Computertechnik oder modernen Klassenräumen
Beeindruckend ist zudem die große Auswahl an Fächern und auch an Clubs und Teams, zum Beispiel Rugby oder ein Orchester.
Die Schulausbildung besteht aus der sogenannten Primary School, der Junior Secondary School und der Möglichkeit zu einer Ausbildung oder dem Collage.
Das Schuljahr an sich ist ist in vier terms, also Abschnitte, aufgeteilt, die von Ferien getrennt werden. Im Sommer haben die AustralierInnen ganze 2 Monate Sommerferien.
Der Unterricht beginnt zwar meistens später, so gegen 9 Uhr, dauert dafür dementsprechend aber auch etwas länger.
Schule in Nordkorea
Ganz anders dagegen sieht es in Nordkorea aus.
Die Schulpflicht besteht auch hier bis zum 16. Lebensjahr, was insgesamt dann etwas 11 Jahre sind. Danach müssen aber die meisten, hauptsächlich Männer, für acht Jahre zum Militär, anstatt zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Ziemlich ungewöhnlich ist auch, dass es in dem ganzen Land nur eine einzige Universität gibt!
In Nordkorea ist es so, dass Jungs und Mädchen getrennt werden. Auch später in den Mittelschulen wird der Unterricht dem Geschlecht angepasst, sodass Jungen berufliche Kompetenzen erlernen, während Mädchen Hauswirtschaftslehre erhalten.
Der Unterricht ist nicht neutral, das heißt, dass den SchülerInnen von Anfang an das kommunistische Weltbild ihrer Regierung beigebracht wird. So lernen die Kinder aber nicht, eine eigene Meinung zu haben, sondern die vorhandene Staatsform und ihren Diktator als richtig und gut zu empfinden.
Die hauptsächlichen Fächer sind Geschichte und Gemeinschaftskunde, aber ganz anders als hier besteht ein nicht kleiner Teil des Unterrichts auch aus dem Auswendiglernen von Reden und Heldengeschichten des Diktators in ihrem Land. Manchmal beträgt dieser Anteil daran sogar ganze 50%!
Aber nicht nur die Verherrlichung des Diktators und seiner Regierung wird den Kindern von Kindesbein auf beigebracht. Dadurch, dass zum Beispiel die Spielgeräte auf Spielplätzen die Form von Raketen haben, wird den SchülerInnen immer wieder die Wichtigkeit des Atomwaffenprogramms vor Augen geführt.
Auch in Nordkorea besteht eine Schuluniform-Pflicht und die Klassen sind mit 40 Kindern größer als hier.
Die Arbeiten unterscheiden sich ebenfalls von unseren. In Nordkorea bestehen die Tests vor allem aus Multiple-Chice-Aufgaben, bei denen man einfach die nach seiner Meinung richtigen Antworten auf eine Frage ankreuzen muss.
Schule in den USA
In den USA ist vieles ähnlich mit dem australischen Schulwesen.
Die Schulbildung, die entweder auf einer staatlichen oder privaten Schule erfolgt, besteht aus der Elementary School, der Middle School bzw. der Junior High School und der ganztägigen (Senior) High School und dauert von dem fünften oder sechsten bis zum 16. oder 18. Lebensjahr.
Allerdings ist das Schuljahr in zwei Teile aufgeteilt, dem ersten term von August bis Januar und dem zweiten bis Juni, also sehr ähnlich wie hier.
Es gibt aber keine unterschiedlichen Schulformen wie Gymnasium oder Oberschule, sondern stattdessen verschiedene Schwierigkeitsgrade in den Kursen. Die Bewertung erfolgt auch nicht wie hier durch Zahlen, sondern in Buchstaben von A bis F, wobei alles schlechter als C meist schon als nicht bestanden gilt.
In den USA ist der Sport sehr wichtig, was durch die vielen Sportclubs an den Schulen verdeutlicht wird.
Was es bei uns nur während Corona gab, gibt es dort schon lange. Durch z.B. religiöse Gründe besteht für alle die Möglichkeit zum Homeschooling.
Während in Australien zum Beispiel das Schulsystem eine Schuluniform für die SchülerInnen vorsieht, gibt es in den USA meistens nur einen Dresscode.
Schule in Malawi
Auch in Malawi, einem Entwicklungsland in Afrika, sieht der Schulalltag für die SchülerInnen ganz anders aus. Allein in der Länge der Schulpflicht gibt es gewaltige Unterschiede. Sie beträgt nämlich nur 8 Jahre, sodass man schon mit 13 wieder abgehen muss. Oft verlassen die Kinder aber schon viel früher die Schule. Ganze drei von vier Kindern brechen schon die Grundschule ab, obwohl fast alle SchülerInnen eingeschult werden.
Auch wenn es eigentlich eine kostenlose Primary School gibt, ist die Secondary School schon kostenpflichtig. Viele können diesen Preis nicht bezahlen und sich erst recht nicht das danach eigentlich erfolgende teure Studium leisten. Ebenfalls zu teuer sind häufig die Schulmaterialien, sodass nicht wenige Kinder allein aufgrund der Armut keine Schulen besuchen können.
Und auch die Unterscheidung zwischen Jungen und Mädchen ist viel ausgeprägter. Die Jungen erhalten eine technische oder handwerkliche Ausbildung, während die Mädchen, wenn sie überhaupt zur Schule gehen dürfen und nicht stattdessen im Haushalt helfen müssen, zum Hauswirtschaftsunterricht verpflichtet werden.
Die hygienische Situation ist auch viel schlechter als hier, weshalb es Hygiene auch als Unterrichtsfach gibt. In dem Schulgebäude selbst gibt es oft gar keine Toiletten und auch zu wenig Räume und LehrerInnen. Deshalb kann man in Malawi auch oft 100 Kinder pro Klassenzimmer vorfinden. Dadurch, dass nicht genug Raum für Unterricht vorhanden ist, findet dieser oft im Freien statt. Das Problem ist, dass während der Regenzeit dadurch gar kein Unterricht stattfinden kann.
Schule in Indonesien
In Indonesien kann man einige Gemeinsamkeiten zur Schule in einem Land wie Malawi feststellen. Denn obwohl es eine Schulpflicht gibt, gehen 70% der SchülerInnen nicht oder nur kurz zur Schule. Das liegt daran, dass sie sich ebenfalls die Bücher und die Schuluniformen nicht leisten können und stattdessen arbeiten gehen müssen, um sich und die Familie zu ernähren.
Auch das Wetter spielt eine wichtige Rolle, aber hier nicht wegen der Regenzeit, sondern eher wegen den hohen Temperaturen, die für die sehr offen gebauten Schulen verantwortlich sind.
Man unterscheidet in Indonesien nicht nur zwischen staatlichen und privaten Schulen, sondern es gibt zudem auch teil-private Schulen, religiöse Schulen oder Internate, in denen morgens immer die Nationalhymne gesungen werden muss.
Ein riesiges Problem in Indonesien ist aber auch, dass es keine Pflicht für Geburtsurkunden gibt. So verschwinden regelmäßig Kinder und tauchen nie wieder auf. Sie werden verschleppt, missbraucht oder gezwungen, als Prostituierte zu arbeiten. So haben diese Kinder nicht einmal die Möglichkeit, ein Leben als gesunde SchülerIn zu leben.
Schule in Japan
Wieder anders sieht es in den Schulen Japans aus.
Hier geht es sehr um Leistung und schon im Kindergarten gibt es erste Anfänge vom Lernen der Schrift. Deshalb ist es fast schon die Regel, dass die Kinder mit fünf Jahren schon lesen und schreiben können. Das hängt auch damit zusammen, dass es für die Grundschulen bereits Aufnahmeprüfungen gibt. Diese bestehen aus Tests, Gesprächen und Vorführungen, z.B. Basteln. Nur ein gutes Testergebnis bedeutet letztendlich eine gute Schule.
Der Wunsch nach guten Leistungen wird aber auch in anderen Bereichen deutlich. Zum Beispiel werden den Kindern schon sehr früh Fähigkeiten aufgedrängt. Das kann man dann an Zweijährigen sehen, die Geige spielen können.
Damit diese guten Leistungen erbracht werden können, gibt es unter anderem sogenannte Paukschulen. Das sind zusätzliche Nachhilfeschulen neben den normalen Schulen. Insgesamt besteht der Tag vieler Kinder so aus insgesamt 15 Stunden Schule, sodass quasi keine Freizeit mehr überbleibt und das nicht fünf, sondern sechs Tage die Woche.
Auch in Japan gibt es Schuluniformen. Hier muss die Schuluniform der Mädchen aber einen Rock beinhalte, Hosen sind nur den Jungen gestattet. In Japan wechselt man, wie hier in vielen Grundschulen, zwischen Haus- und Straßenschuhen.
Ein anders Unterrichtsfach, das es hier so nicht gibt, ist der Computerunterricht, in dem die SchülerInnen die traditionellen Schriftzeichen lernen.
Schule in Syrien
In Syrien bestehen neun Jahre Schulpflicht, sechs davon Grundschule und drei Jahre weiterführende Schule. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zu einer Handelsschule oder einem Gymnasium.
Neben den Standartfächern wie Mathe, Arabisch oder die Naturwissenschaften gibt es auch das Fach Nationalkunde. Hier werden die Ideologien der Baath-Partei, eine politische Partei in vielen arabischen Ländern, und die Erfolge der Assad-Familie, welche das Land regiert, unterrichtet. Im Unterricht ist ähnlich wie in Nordkorea der Krieg leider ein wesentlicher Bestandteil des Lernsens. Das Zählen wird mit den Bildern von Handgranaten erlernt und im Englischunterricht kommen viele militärische Begriffe vor, z.B. Bombe oder Scharfschütze.
Aufgrund der Unruhen und Probleme im Land gehen mehr als zwei Millionen Kinder nicht zu Schule, was fast 50% aller Schulpflichtigen sind. Es gibt auch einen LehrerInnenmangel, da viele fliehen. Bis 2015 sind schon 52000 LehrerInnen geflohen, der Rest sind zum großen Teil ehrenamtlich. Durch diese Probleme gibt es einen vergleichsweise hohen Anteil an Analphabeten, die später keine Möglichkeit auf einen guten Beruf haben. Stattdessen kommt es zu Kinderehen, Kinderarbeit und Kriminalität.
Schule in Mexiko
Ein weiteres Land, das ich euch vorstellen möchte, ist Mexiko. Hier gibt es ebenfalls eine Schuluniform, dessen Farbe für die jeweilige Schule steht. An Feiertagen werden auch hier Fahnen gehisst und die Hymne wird gesungen.
Vor allem in ländlicheren Gebieten gehen viele SchülerInnen nur sechs Jahre zur Schule, sodass ca. 7% der Bevölkerung Analphabeten sind. Probleme gibt es hier ebenfalls mit den LehrerInnen. Die Jobs sind erkauft, es gibt eine schlechte Ausbildung und LehrerInnen, die in Rente gehen, dürfen die eigene NachfolgerIn aussuchen, sodass eher Familienmitglieder als qualifizierte LehrerInnen die Stelle antreten.
Drei für uns ungewöhnlich Fächer sind z.B. Technologie, Staatskunde oder die Lehre vom Recht und Gesetz, wo die Folgen von Drogenkriminalität, Korruption und Menschenschmuggel behandelt werden. Die generelle Benotung erfolgt ebenfalls in Zahlen, hier von 1 bis 10, was soviel wie von ungenutzt bis ausgezeichnet bedeutet.
Schule in Finnland & Indien
In Finnland haben LehrerInnen und SchülerInnen häufig sogar Spitznamen für einander. In Indien dagegen besuchen über 50 000 SchülerInnen die City Montessori School, die größte Schule der Welt.
Und das heißt?
Generell kann man sagen, dass Schule in den unterschiedlichen Kulturen und Ländern sehr verschieden ist. Nicht nur der Unterricht, sondern auch die Ausstattung der Schule, die Art des Unterrichtens und die Möglichkeiten auf Weiterbildung unterschieden sich in so vielen Bereichen.
Aber gleichzeitig ist es traurig zu sehen, dass nicht jeder überhaupt die Möglichkeit hat, zur Schule zu gehen. Geld und Armut sind dafür verantwortlich, dass sich nicht wenige SchülerInnen das Material und die Schule selbst nicht leisten können. Aber so sollte es nicht sein. Jeder, egal welches Land, welches Geschlecht und welches Einkommen sollte die gleichen Chancen auf Bildung und Weiterbildung haben.
Für viele hier ist Schule oft einfach nur nervig und stressig. Aber wir sollten uns immer wieder vor Augen führen, wie gut wir es hier eigentlich mir unserer Schulbildung haben. Wir können Neues lernen, Freunde finden und so unseren Weg für die Zukunft einschlagen.
Wenn uns der ganze Schulalltag hier einfach zu viel wird, sollten wir daran denken, dass nicht jeder so eine Möglichkeit hat. Und während wir unser Leben und unsere Bildung wertschätzen sollten, müssen wir dafür sorgen, dass auch wirklich jeder ein Leben hat, dass ihm oder ihr gerecht wird.