600 Kinder aus ganz Deutschland und Belgien wurden befragt. Heraus kam: Das Gendern beeinflusst unsere Vorstellungen. In einem Experiment legten nämlich Prof. Bettina Hannover und Dr. Dries Vervecken den Kindern insgesamt sechszehn Berufe vor und die Kinder hatten dann die Aufgabe, sich für einen zu entscheiden. Doch diese Berufe waren nicht zufällig ausgewählt. Acht von ihnen waren klischeehafte männliche, fünf klischeehafte weibliche und drei geschlechtsneutrale Berufe. Zudem wurden die Kinder in zwei Gruppen unterteilt. Bei der Präsentation in der ersten Gruppe wurden ausschließlich männliche Bezeichnungen verwendet. In der zweiten Gruppe nannten die Forschenden die gegenderten Berufsbezeichnungen: Automechaniker:innen, Kosmetiker:innen und so weiter. Das Ergebnis: Die Kinder, die die geschlechtergerechten Formulierungen gehört hatten, trauten sich viel eher einen Beruf zu wählen, der eigentlich mit einem anderen Geschlecht verbunden wird.
Doch was bedeutet es eigentlich, wenn man gendert?
Das Gendern, also die geschlechtergerechte Sprache, kommt aus dem Englischen und bedeutet ,Geschlecht’. Wenn man gendert, bedeutet dies die Berücksichtigung aller Geschlechter oder der zwei Geschlechter männlich und weiblich im alltäglichen Sprachgebrauch. Standards gemäß wird jedoch immer noch oft das generische Maskulinum in der deutschen Sprache angewendet. Das generische Maskulinum ist eine geschlechtsneutrale Bezeichnung wie z.B. der Lehrer, jedoch wie man schon direkt erkennt, grammatikalisch männlich. Das bedeutet, dass man mit der Verwendung des generischen Maskulinums alle Menschen anspricht, dabei aber einen männlichen Begriff verwendet.
Wenn man an eine geschlechterneutrale Sprache denkt, fängt dies für viele erst zur heutigen Zeit an und die Diskussionen gelten für manche als ,Trend-Thema’, jedoch begannen die Diskussionen schon in den 1970er Jahren. Außerdem ist zu beachten, dass die männliche Form im deutschen Sprachgebrauch nicht immer Vorrang hat. So gibt es auch Beispiele wie ,,Muttersprache“, ,,Krankenschwester“ oder auch ,,Putzfrau“. Erkennbar ist also, dass die deutsche Sprache eine ziemlich geschlechterlastige Sprache ist. Dennoch lehnen rund zwei Drittel der wahlberechtigten Deutschen die Gendersprache ab.
Wir als Schüler:innen gehören größtenteils nicht dazu, trotzdem zählt unsere Meinung und um sich diese bilden zu können, führe ich nun einige Pro- und Kontraargumente an.
Die Kontra-Argumente
Das erste Argument ist wie eben schon genannt die Befürwortung der Gendersprache, denn rund zwei Drittel der Wahlberechtigten in Deutschland sind dagegen. Außerdem sind einige der Meinung, dass das Gendern zu einer unnötigen Unterstützung des Geschlechtes führt. Das Gendern macht es einem unmöglich, nicht auf das Geschlecht zu achten und könnte zudem Unterschiede hervorheben. Außerdem gilt, wie ich schon ausgeführt habe, das generische Maskulinum als eine grammatisch männliche Bezeichnung, hat aber laut der Definition nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun, sondern bedeutet, dass alle mit einbezogen werden.
Es geht den Menschen darum, Gleichberechtigung zwischen allen Menschen zu schaffen. Das Gendern ist dabei aber nicht der ausschlaggebende Aspekt. Die Sprache wird in eine andere geschlechterneutrale Sprache verändert, welche jedoch jetzt schon mit dem generischen Maskulinum vorliegt, hilft aber nicht dabei zum Beispiel bessere Bezahlungen für Frauen zu schaffen. Es ist auch wichtig, sich die Frage zu stellen, ob wirklich die Sprache der Einflussfaktor ist, welcher den Menschen zum Beispiel bei der Nennung ,,Arbeiter“ an eine männliche Person denken lässt oder ob es vielleicht auch an anderen Faktoren wie dem Umfeld liegen könnte.
Vielen ist wahrscheinlich auch bekannt, dass das Gendern in der deutschen Sprache die verschiedensten Formen hat, darunter auch die Möglichkeit des ,,Gendersterns“ (Bsp. Schüler*innen). Allein die Nutzung eines Zeichens mitten in einem Wort macht die deutsche Sprache vermutlich nicht gerade leichter zu erlernen und wirkt so wie ein ,,Eliteprojekt“. Diese Sprache zu lesen, spiegelt die Grenzen des Genderns wieder. Doch dies sind nicht die einzigen Punkte, die bei einer Debatte zum Thema Gendern zu beachten sind.
Die Pro-Argumente
Obwohl im Deutschen das generische Maskulinum angewendet wird, kann man schon an jener Bezeichnung erkennen, dass es sich dennoch um eine männliche Form handelt. Gendern hat das Ziel, dass sich alle angesprochen fühlen können. Dabei handelt es sich nicht um ein politisches Projekt, sondern es geht um die moralischen Grundwerte der Gleichberechtigung. Zudem zeigen auch einige Experimente, wie schon zu Beginn genannt, dass das Verwenden von gegenderten Begriffen die gedankliche Reichweite der Geschlechtermöglichkeiten für die Menschen erweitert. So lautet zudem ein Zitat von Harald Lesch, ein deutscher Astrophysiker, Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator:
„Der veränderte Sprachgebrauch führt zu einer erweiterten Gedankenlandschaft. Das ist eigentlich keine Überraschung, denn Sprache und Gedanken entstehen im Kopf. Unbewusst ändert sich unsere innere Perspektive gegenüber Fragen und Antworten. Wer nur das generische Maskulinum benutzt, schränkt diesen inneren Blickwinkel ein.“
Die Sprache ist mit der Realität verbunden und spiegelt unsere Gesellschaft wieder, welche zur Hälfte weiblich ist. Bei dem generischen Maskulinum handelt es sich nicht um ein neutrales System, welches nicht zu jeglichen Bedingungen erhalten werden muss, denn wir sollten uns auch die Frage stellen, ob es überhaupt richtig ist, das generische Maskulinum anzuwenden, wenn die Bezeichnung nicht einmal richtig zutrifft. Allein durch das Maskulinum und auch in der dadurch angeführten Vorstellung der männlichen Dominanz ist sich die Frage zu stellen, ob es wirklich richtig ist, das generische Maskulinum als generisch zu bezeichnen, wenn die Maskulinität eindeutig überwiegt.
Ein angeführtes Kontraargument ist die überwiegende Ablehnung des Genderns in der deutschen Sprache. Hier ist zunächst einmal die Anführung der Gegenargumentation fraglich. Denn die meisten stellen sich dem Gendern mit einer eindeutigen Verschlossenheit entgegen, ohne das Bewusstsein der Begründung für die Anwendung des Genderns. Die Ablehnung gegenüber Veränderungen des eigenen alltäglichen Verhaltens überwiegt, obwohl Ungewohnheit schnell zu Gewohnheit werden können und so die Auswirkungen der sprachlichen männlichen Dominanz auf die Gesellschaft sehr wahrscheinlich minimiert werden können. Allein die Beschwerde gegenüber der sprachlichen Veränderung durch das Gendern ist als unsinnig anzuführen, da sich in der Historie der deutschen Sprache massive Veränderungen jener nicht nur des Geschlechtes wegen zeigen. Letztendlich bewirkt Gendern die Beachtung aller, vermeidet Ausschließung und verletzt niemanden, was der grundlegende Gedanke des Genderns ist.
Die Möglichkeiten des Genderns
Wenn man nun also in der Überlegung ist, zu gendern, gibt es einige Möglichkeiten, die man nutzen kann. Da wäre einmal die Beidnennung. Diese bedeutet, dass man das männliche und das weibliche Geschlecht nennt wie zum Beispiel „Schüler und Schülerinnen“. Eine weitere Möglichkeit ist die Neutralisierung, bei welcher man die männliche Form durch eine geschlechterneutrale Form (Bsp. Lehrkraft) oder eine Substantivierung ersetzt (Bsp. Lehrende). Die letzte Möglichtkeit sind die Gender-Zeichen: Für die mehrgeschlechtliche Schreibweise wird zwischen männlicher Form und weiblicher Endung ein Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt ergänzt (z. B. Lehrer*innen, Lehrer_innen, Lehrer:innen). Die Sonderzeichen sind Platzhalter für alle, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen.
Es zeigt sich also, dass es vielfältige Formen des Genderns gibt und es bei der Debatte des Genderns nicht nur um das ,,Ob“, sondern auch um das ,,Wie“ geht. Die Sprachdebatte ist noch längst nicht abgeschlossen, denn es gibt noch so einige Fragen, die geklärt werden sollten. Letztendlich liegt es an jedem selbst, zu gendern oder nicht.