Schaffst du wirklich deine Identität?
Schaffst du wirklich deine Identität?

Schaffst du wirklich deine Identität?

Leiblichkeit, soziale Beziehungen, Arbeit und Leistung, materielle Sicherheit sowie Werte und Ideale. Dies sind die fünf Säulen, die der Psychologe Hilarion Petzold als die Grundlagen einer Identität bezeichnet. Doch diese Aspekte sind noch lange nicht alle, die deine Identität ausmachen. Denn deine Identität schafft sich aus einer individuellen Identität und verschiedenen kollektiven Identitäten, die eine Gruppenzugehörigkeit vorweisen. Es geht also bei dem Aspekt der Identität nicht nur um den Menschen allein, sondern auch um das ,,Wir“. Du entscheidest, wie du auf andere Menschen wirkst und diese beurteilen dich. Dieser erste Eindruck hängt aber nicht nur von deinem Äußeren ab, sondern auch von allem was dich persönlich betrifft. Dies schließt deine Familie, deine Freunde, Medien und deine Vorbilder sowie deine Traditionen, deine Kultur, deine Geschlechtsidentität, deine Sexualität, deine Interessen und deine Lebensgeschichte ein.  Wie man also erkennen kann, hängt deine Identität von vielen Aspekten ab, was zeigt, wie wichtig diese ist. Sie umfasst nämlich das große Ganze von dir und bringt dieses zusammen.

Doch gehen wir doch mal zurück. Medien. So nebenher klingt dieses Wort doch sehr harmlos. Doch stimmt dies auch? Über ein Drittel der Weltbevölkerung schaut regelmäßig bei Facebook, Twitter und Instagram vorbei – manche sogar mehrmals täglich. Vielleicht klingt dies nicht so massiv, doch wenn man mal darüber nachdenkt, geht es bei diesen Zahlen nicht darum, wie oft man am Tag etwas trinkt, sondern wie oft jemand auf Social Media aktiv ist. So klingen diese Zahlen doch schon ziemlich gravierend.

Social Media und die Realität

Social Media ist mittlerweile fast als ein Abbild der realen Welt wahrnehmbar, doch man muss daran erinnern, dass Social Media nun mal nicht die Realität ist. Werte und Normen gehen mittlerweile nicht mehr nur aus zwischenmenschlichen Interaktionen hervor, sondern auch aus Social Media. Unsere Identität wird stark durch unsere Abbilder auf Social Media-Plattformen beeinflusst. Denn wenn sich jemand in der visuellen Welt präsentiert, nehmen diese Personen oft eine Rolle ein, die ein perfektes Leben vorgibt. Dieses anscheinend perfekte Leben wird wiederum von Social Media vorgegeben, sowie wie man sich zu bestimmten Themen zu äußern hat. Durch die Befolgung dieser Regeln hat man dann, wie bereits viele schon feststellen konnten, eine bessere Chance, besser auf Social Media anzukommen und so auch eine bessere Chance, gut in der Realität anzukommen. Doch an dieser Stelle spiegeln sich schon die negativen Seiten von Social Media wieder. Denn das ständige streben nach Likes und Anerkennung ist ein großer Schwerpunkt, wenn es um das Thema Internetsucht geht. Viele würden dies zwar abwinken, jedoch steigt die Anzahl der Betroffenen immer mehr und dies fängt schon im frühen Alter an. Man verliert sich in dem Rausch, ständig etwas neues entdecken zu wollen oder erfahren zu wollen und dieser hält nicht nur für diesen einen Moment an, sondern spiegelt sich besonders in der Wiederholung wieder. Es führt sogar zu Unfalltoten, durch den permanenten Blick auf das Handy. Jedoch sollte man hier nicht nur auf die Betroffenen zeigen, sondern sich erstmal selbst reflektieren.

 Bevor du diesen Artikel weiter liest, kontrolliere doch erstmal, wie oft du heute schon deine Handy angemacht hast.

Die Scheinwelt der Social Media

 Jeder muss bei sich selbst anfangen, denn jeder erwischt sich doch auch nur in kurzen Moment wie z.B. beim Warten an einer Ampel, dass er sein Handy checkt und oft ist einer der Gründe, dass man die unangenehmen Augenblicke in der Realität meiden will oder sich nur ablenken will. Hast du jedoch schon gewusst, dass Social Media das Risiko von Depressionen und Angsterkrankungen, Süchten und Essstörungen erhöhen kann? Meiner Meinung nach, können dies logische Folgen einer Nutzung von Social Media sein. Denn es fängt schon bei der Erstellung eines Profils an. Man überlegt sich, was man in seiner eigenen Beschreibung schreiben will und wie man sich auf dem eigenen Profilbild zeigen will. Man hat die volle Macht darüber, wie andere einen sehen und versucht so sein eigenes Leben als ,,perfekt“ erscheinen zu lassen. Um dieses Ziel zu erreichen, wenden viele die Strategie der Selbstwerterhöhung an. Das bedeutet, dass man nur die positiven Informationen von sich preisgibt und die negativen verdrängt, was sogar dazu führen kann, dass man seine eigene Selbstwahrnehmung manipuliert. Theoretisch könnte man diese Strategie als eine zweite Online-Identität bezeichnen, bei der sich die Leute nicht davor scheuen diese zu zeigen, denn schließlich geht es hier um die Wahrnehmung der ganzen Welt und nicht nur des bekannten Kreises. Essena O’Neill ist ein Beispiel, für eine Person, die sich in ihrer Online-Identität verloren hatte. Sie eröffnete mit 16 Jahren ein Konto bei Instagram und lud über drei Jahre hinweg mehr als 2000 Bilder von sich und ihrem Leben hoch. Mit 19 zog sie jedoch einen Schlussstrich und trat aus allen sozialen Netzwerken aus mit der Begründung, soziale Medien seien eine Scheinwelt. Kurz vor der Löschung ihres Kontos erzählte sie die Geschichten, die sich hinter einigen ihrer Bilder verbargen, beispielsweise ein Bikini-Foto von ihr an einem Strand, für welches sie sechs Stunden lang nichts gegessen hatte, damit ihr Bauch flach aussah, und für das sie ihre Schwester, die das Foto aufnahm, mehrmals anschrie, weil Essena mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Für ihre Follower jedoch wirkte das Foto wie ein spontaner Schnappschuss aus dem Urlaub. Cyber-Mobbing und Stalking. 

Die Folgen der Social Media

Viele trauen sich im Internet mehr als in der Realität und dies zeigen auch die zahlreichen Mobbing- und Stalkingopfer. Viele haben sich selber bestimmt schon mal dabei erwischt, jemandem im Internet nach spioniert zu haben. Und wenn man mal überlegt: ohne das Internet hätte man so einige Informationen über bestimmte Personen nicht. Allein dies zeigt schon, dass höchste Vorsicht geboten ist, wenn es darum geht, was man im Internet über sich preisgibt. Ein weiterer Grund, der viele davor zurück schrecken lässt, ihr ,,wahres“ Leben offenzulegen, ist die Ablehnung. Es kommt schnell dazu, dass man wegen seiner Lebenssituation oder auch seiner eigenen Meinung kritisiert wird und dies wird auch nochmal durch die Offenheit der Menschen im Internet bestätigt. Viele trauen sich im Internet mehr sich zu etwas zu äußern und dies geschieht größtenteils nicht in einer sachlichen Schilderung. Man findet oft eine passende ,,Blase“, welcher man sich dann zuordnet. Man passt sich den anderen an und hat eine übereinstimmende Meinung, doch sobald diese nicht mehr passt, folgen Aktionen wie Entfolgen oder Blockieren, doch da, wie bekanntlich, viele das Ziel verfolgen, gut im Internet anzukommen, passen sich die Menschen lieber an und geben keinen Widerspruch, nur um bloß keine Follower zu verlieren.  Letztendlich bist du für dich selbst verantwortlich und entscheidest auch über deine Identität. Jedoch nehmen die Medien mittlerweile einen großen Einfluss auf das Leben, die Entscheidungen und die Meinungen der Menschen, was auch dich mit einbezieht. Es ist also wichtig, seine eigene Meinung zu bilden, aber auch auf die der anderen einzugehen.

Das eigene reale Leben ist das, welches man wertschätzen sollte und kein Scheinleben. Social Media können Inspirationen bringen und auch helfen, verschiedene Perspektiven betrachten zu können, doch ist es wichtig in der Realität zu bleiben und Social Media dosiert zu nutzen, denn auch die Realität hat wunderschöne Dinge zu bieten.