Krieg im Sudan: Eine humanitäre Katastrophe mit weltweiten Folgen
Krieg im Sudan: Eine humanitäre Katastrophe mit weltweiten Folgen

Krieg im Sudan: Eine humanitäre Katastrophe mit weltweiten Folgen

Der Krieg im Sudan, der im April 2023 begann, hat sich zu einer der schwersten Krisen der Gegenwart entwickelt. Obwohl Millionen Menschen betroffen sind, bleibt der Konflikt international oft im Hintergrund. Die Folgen für die Zivilbevölkerung sind jedoch dramatisch: Hunger massive Vertreibung, systematische Gewalt und ein nahezu vollständiger Zusammenbruch staatlicher Strukturen.

 Der Konflikt entstand aus einem Machtkampf zwischen zwei militärischen Akteuren, die noch 2021 gemeinsam die Übergangsregierung durch einen Putsch gestürzt hatten. Ausgangspunkt für den Putsch war der Sturz des Diktators Omar al-Bashir, der die Folge von Protestbewegungen im Land waren. Als Kompromiss kam es zu einer Übergangsregierung, in der Militär und Zivilpersonen gemeinsam regieren sollten, bis freie Wahlen möglich waren. Doch dieses Modell war instabil. Für die Militärführer Burhan und Hemedti bedeutete das einen drohenden Machtverlust. Inmitten wirtschaftlicher Krisen und wachsender Spannungen nutzten sie die Situation am 25. Oktober 2021 und putschten beide gegen die Zivilregierung, lösten Institutionen auf und übernahmen die Kontrolle. Der Putsch sollte ihre Macht sichern, allerdings legte dieser zugleich den Grundstein für den späteren offenen Konflikt zwischen Armee und RSF.

 Der Streit eskalierte, als es um die Integration  der RSF in die reguläre Armee ging. Aus politischen Spannungen in der Hauptstadt Khartum wurde innerhalb weniger Stunden ein landesweiter bewaffneter Konflikt.

Die RSF konnte zentrale Stadtgebiete kontrollieren und ihren Einfluss ausbauen, während die SAF durch Luftangriffe und Artillerie reagierte. Die Kämpfe verlaufen ohne klare Frontlinien, oft mitten in dicht besiedelten Gebieten.

In Städten wie El-Fasher kam es zu schweren Gefechten, die ganze Viertel zerstörten. Internationale Beobachter dokumentieren ethnisch motivierte Angriffe und die gezielte Gewalt gegen die Zivilbevölkerung insbesondere Frauen und Kindern.

Die Folgen des Krieges für die Bevölkerung sind verheerend. Mehr als 14 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes oder der Nachbarstaaten auf der Flucht. Rund 19 Millionen Menschen befinden sich laut UN in akuter Ernährungsnot und in Teilen Darfurs, einer Region im Westen des Sudans, ist eine Hungersnot ausgebrochen. Krankenhäuser sind zerstört oder unzugänglich, Krankheiten wie Cholera und Malaria breiten sich aus.

Frauen und Kinder sind besonders gefährdet. Berichte der UN-Organisationen wie Amnesty International zeigen Muster systematischer sexueller Gewalt, vor allem durch RSF-Kämpfer. Es kommt zu Vergewaltigungen bei Razzien und während der Flucht, sexuelle Versklavung, aber auch Übergriffe gegen Minderjährige.

Organisationen wie das Welternährungsprogramm, Ärzte ohne Grenzen oder UNICEF warnen seit Monaten vor einem vollständigen Kollaps der Versorgung. Der Zugang zu betroffenen Gebieten bleibt jedoch eingeschränkt:

Hilfskonvois werden angegriffen oder gestoppt, manche Regionen stehen unter Belagerung, internationale Hilfsprogramme sind stark unterfinanziert. Dadurch verschärft sich die Krise weiter.

Diplomatische Bemühungen um Waffenruhen scheitern regelmäßig. Die USA, die EU und mehrere afrikanische Staaten haben Sanktionen gegen Verantwortliche verhängt, insbesondere gegen RSF-Kommandanten, denen Massaker und sexualisierte Gewalt vorgeworfen werden.

Der UN-Sicherheitsrat bleibt aufgrund geopolitischer Spannungen jedoch handlungsblockiert. Unterdessen wird der Krieg durch externe Waffenlieferungen weiter befeuert.

Der Konflikt destabilisiert angrenzende Regionen im Sahel und am Horn von Afrika. Staaten wie der Tschad, Südsudan oder Ägypten müssen riesige Flüchtlingszahlen aufnehmen und kämpfen gleichzeitig selbst mit wirtschaftlichen oder politischen Krisen.

Es scheint ein Krieg ohne absehbares Ende zu sein. Solange keine verlässliche Waffenruhe zustande kommt und beide Seiten weiterhin militärische Lösungen über politische Gespräche stellen, wird sich die Lage im Sudan weiter verschlechtern. Die Zivilbevölkerung trägt die Hauptlast, oft ohne Schutz, ohne Versorgung und ohne internationale Aufmerksamkeit.

Quellen (Auswahl): UN OCHA; UNHCR; UNICEF; Welternährungsprogramm (WFP); IPC-Berichte zu Ernährungssicherheit; Amnesty International („They raped all of us“); OHCHR/UN Human Rights Council; International Crisis Group; US Department of State; EU-Rat; Berichte von BBC, Reuters, Al Jazeera.

Titelbild: pixabay.com