Alternative Schule: Das Internat Summerhill in Großbritannien
Alternative Schule: Das Internat Summerhill in Großbritannien

Alternative Schule: Das Internat Summerhill in Großbritannien

Wart ihr schon einmal in Großbritannien? Vielleicht. Aber könntet ihr euch auch vorstellen, dort auf ein Internat zu gehen? Und dann auch noch auf eines, in dem man ganz anders lernt als am GEO? Wir stellen euch genau so ein Internat vor: das Internat Summerhill.

All crimes, all hatreds, all wars can be reduced to unhappiness

Alexander Sutherland Neill, Gründer von Summerhill

Das Internat Summerhill liegt in der Stadt Leiston an der Südostküste Englands. Es ist ein rotbrauner Altbau mit viel Grün drumherum. Vor dem Gebäude ist ein großer Platz zum Spielen.

Das Besondere an Summerhill ist, dass die Schüler selbst aussuchen, was sie lernen. Sie können ihre Leidenschaften zu Unterrichtsfächern machen und diese dann dort ausüben. Einige Beispiele für solche „Hobby-Fächer“ sind Holzarbeiten oder das Spielen im Regen. Die Schüler dürfen sogar entscheiden, ob sie in einer Klasse oder auch einfach alleine lernen möchten. Dieser ganze eigene Lernprozess wird von 14 Hauseltern und Lehrkräften betreut.

Das Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler sich von alleine weiterbilden wollen. Deshalb erstellen sie ihren eigenen Stundenplan und lernen so, Freizeit und Schule in ein gutes Gleichgewicht zu bringen. Es gibt drei Schulabschnitte, in denen die Schüler ab fünf Jahren ihren eigenen Lehrplan verfolgen können. Danach kommen sie mit 14 bis 15 Jahren in eine Klasse, wie wir sie kennen. Dort müssen sie Prüfungen bestehen und am Ende ihrer Schullaufbahn ein ganz normales Abitur ablegen. Erstaunlich ist, dass auch die meisten Schüler ihr Abitur schaffen, obwohl sie ja vorher keine „normale“ Schullaufbahn hatten.

Wie alle Privatschulen kostet das Internat Summerhill allerdings Geld – und zwar jede Menge! Wenn man beispielsweise 14 Jahre alt ist und dort auch wohnt, müssen pro Semester ungefähr 12.455 Euro bezahlt werden. Wenn das Kind jünger ist und/oder nur im Internat unterrichtet wird, dort aber nicht wohnt, muss weniger bezahlt werden.

Die Geschichte der Schule ist lang. Die erste Idee für ein solches Internat kam Alexander Sutherland Neill in Deutschland, er gründete die „Neue Schule Hellerau“ in der Nähe von Dresden. Dort gab es einige Probleme und Meinungsverschiedenheiten, sodass Neill versuchte, die Schule nach Österreich zu verlegen. Doch auch dort gab es Probleme: Eine Schule, wie Neill sie wollte, passte nicht in das österreichische Schulsystem. Deshalb gründete er das Internat Summerhill in England, das nach einem Hügel in Lyme Regis benannt wurde.

1927 bekam die Schule ihren heutigen Standort: Leiston. Für die Zeit des Zweiten Weltkriegs zog das Internat Summerhill nach Wales um. Danach ging es zurück nach Leiston.

Als Alexander Neill 1973 starb, wurde seine zweite Frau Ena Neill Schulleiterin. Die Tochter, Zoë Readhead, übernahm den Posten 1985 und ist immer noch im Amt.

Auch in Japan gefiel dieses Schulsystem vielen Eltern und sie schickten ihre Kinder nach England, damit diese auf das Internat Summerhill gehen konnten. So wurde die Schule immer internationaler. Das war ein bedeutender Schritt.

Doch – gute Zeiten, schlechte Zeiten – britische Behörden inspizierten das Internat Summerhill des Öfteren und waren der Meinung, dass die Schule aufgrund des freiwilligen Unterrichts und anderer angeblicher Vergehen gegen das Schulsystem verstoßen würde. Im Jahr 2000 gelang der Schule der Durchbruch: Nachdem die Schulleitung sogar vor das oberste Berufungsgericht gezogen war, konnte sie erreichen, dass für internationale Privatschulen andere Auflagen gelten als für öffentliche Schulen. Das heißt, das Internat Summerhill darf weiter so verfahren wie zuvor! Das Gericht entschied außerdem, dass die häufigen Besuche durch die Schulbehörde nun nicht mehr notwendig seien. Durch den Gerichtsprozess wurde die Schule sehr bekannt und bekam wieder mehr Schüler.

Heute gehen etwa 75 Schüler auf das Internat Summerhill.

Wusstet ihr, dass es hier in Oldenburg eine Schule gibt, die ein ähnliches Konzept verfolgt? Die IGS Flötenteich, eine sogenannte Zukunftsschule, hat keinen offiziellen Stundenplan mehr und auch die Klassenarbeitstermine dürfen die Schüler selbst bestimmen!

Was haltet ihr davon? Würdet ihr gerne auf eine Schule gehen, wo ihr selbst entscheiden könnt?

Titelbild: pixabay.com