Wie verschiedene Kulturen mit dem Tod umgehen
Wie verschiedene Kulturen mit dem Tod umgehen

Wie verschiedene Kulturen mit dem Tod umgehen

Es gibt die verschiedensten Kulturen und Länder und somit auch unterschiedliche Traditionen und Rituale. Dieses Mal erzähle ich euch, wie verschiedene Kulturen mit dem Tod umgehen und wie sie ihre Toten bestatten. Achtung: Manche Inhalte dieses Artikels könnten eventuell verstörend sein.

China

In China geht man davon aus, dass der Mensch mindestens zwei Seelen besitzt. Nach dem Tod bleibt eine Seele, die sogenannte Körperseele, an den Körper gebunden, und stirbt mit ihm. Die zweite Seele, die Atemseele, ist unsterblich. Durch Todesrituale wird diese zu den Ahnen gebracht.

Bei einer Beerdigung in China tragen die Angehörigen Weiß, denn diese Farbe gilt dort als Farbe der Trauer. Ist der oder die Verstorbene jedoch älter als 80 Jahre, wird Rosa getragen, was für ein langes Leben steht. Die Bestattung richtet sich nach dem Mondkalender und wird mit einem Mönch vorab besprochen. Wenn in China jemand stirbt, kann es vorkommen, dass die Familie spezielle Animateure engagiert, die während der Trauerfeier die Aufgabe haben zu weinen und zu trauern, um die Trauergäste dann zum Weinen und Trauern zu animieren, wenn das Weinen gerade nicht leicht fällt oder “zu wenig” ist. Es werden Räucherstäbchen angezündet und sogar Geld verbrannt. Der Glaube, dass die Seele Geld im Jenseits braucht, ist weit verbreitet. Genauso glauben die Chinesen daran, dass das laute Trauern durch Weinen und Schreien ebenfalls als Zahlungsmittel akzeptiert wird, damit der Tote das Jenseits betreten darf. China gilt offiziell als atheistisch, doch nach wie vor haben verschiedene religiöse und philosophische Weltanschauungen wie der Budismus einen bedeutenden Einfluss.

Japan

In Japan gibt es die sogenannte Sitzbestattung. Die Sitzbestattung ist eine Bestattungsform, bei der der Verstorbene in der Sitzposition in einen dafür vorgesehenen Sarg gelegt und mithilfe einer Seilkonstruktion, mit den sogenannten Paradiesseilen, in das Grab herabgelassen und so beerdigt wird. Die Form der Bestattung entstand aus Platzmangel. Das ist natürlich nicht die einzige Bestattungsform in Japan und wird doch eher selten angewendet. Die Japaner tragen ebenfalls Weiß als Farbe der Trauer. Auch in Japan glauben viele Menschen an den Budhismus. In Japan gibt es neben der beliebten Feuerbestattung auch die Erdbestattung.

Ghana

In Ghana gibt es ein harmloses und buntes Ritual. Die Trauernden tragen schwarze und weiße Kleidung. Die Särge sind ausgefallen und kreativ, haben Formen und Farben wie im Karneval. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wenn jemand einen Sarg in Form eines rosa Elefanten als Sarg wünscht, dann bekommt er ihn auch. Der Ablauf und die Länge (einen Tag bis eine Woche) einer Beerdigung in Ghana kann je nach Region variieren. Beerdigungen unterscheiden sich je nachdem wie angesehen, wie alt, wie beliebt und wie machtvoll die Person war. Aber auch welche Stellung die Person in der Familie und vor allem in der Gemeinde/Kirche innehatte. Natürlich sind Beerdigungen auch in Ghana nicht billig, daher spielt auch das Budget der Familie des Verstorbenen eine große Rolle. Da die Beerdigung in der ghanaischen Kultur eine große Bedeutung hat, verschulden sich viele Familien, um eine „würdige“ Beerdigung veranstalten zu können. Denn an der Beerdigung und an deren Größe und an der Anzahl der Gäste kann man das Ansehen des Verstorbenen erkennen. Dieses ist wiederum eng mit dem Ansehen der hinterbliebenen Familie verbunden. Daher ist diese bemüht, eine möglichst große Beerdigung abzuhalten, um ihr Ansehen und ihr Gesicht in der Gemeinde zu wahren.

Indien

In vielen Kulturen und Religionsgemeinschaften sind Frauen eine Randfigur, als sei der Tod ein Männerding. In Indien, Bali und Nepal hingegen gibt es einen Brauch, der andere Dimensionen erreicht. Offiziell ist dieser Brauch inzwischen verboten, aber immer wieder tauchen Fälle der sogenannten Witwenverbrennung auf. Dabei werden trauernde Witwen, unabhängig davon, ob sie erst 18 oder bereits 68 Jahre alt sind, von der Gesellschaft dazu gedrängt, sich bei der Verbrennung des Mannes ebenfalls auf den Scheiterhaufen zu werfen und somit den freiwilligen Tod zu wählen. Dieser Akt soll die bedingungslose Liebe zum Ehegatten verdeutlichen, ohne den man nicht mehr leben wolle.Wer sich dagegen entscheidet, sich mit dem toten Ehemann verbrennen zu lassen, stirbt einen gesellschaftlichen Tod. Die Witwen werden aus der eigenen Gemeinde ausgeschlossen. Generell haben Witwen einen schlechten Ruf in Indien oder in den benannten Orten. Die Mitglieder dieser Gemeinschaften glauben daran, dass Witwen Unglück bringen und so ist auch das weitere Leben dieser Frauen nicht leicht für sie. Obwohl sie gemieden und sogar verstoßen werden, erwartet die Gesellschaft von diesen Frauen, dass sie alleine bleiben und auch nicht auf den Gedanken kommen, erneut zu heiraten. Wird ein Toter in Indien bestattet, sammeln sich die geliebten Angehörigen oder Freunde an einem zentralen Platz. Der Tote, mit heiligem Wasser, durch einen Priester von bösen Geistern gereinigt und gesegnet wurde, wird dort eingeäschert. Die Trauer über einen geliebten Menschen wird im Hinduismus nach außen getragen. Wenn ein Elternteil stirbt, rasieren die Söhne sich die Köpfe. Außerdem werden zum Gedenken an den Toten Blumen und Kerzen zu Wasser gelassen und zu jedem Todestag Opfergaben dargebracht. Solche Rituale dürfen nur Männer durchführen.

Indonesien

Das Volk Toraja auf Sulawesi, einer indonesischen Insel, hat ein etwas anderes Ritual: Nach dem Tod eines geliebten Menschen wird dieser zunächst einbalsamiert und zu Hause in einem Sarg aufbewahrt. Die Toraja sehen einen Verstorbenen nicht als tot, sondern als krank an. Der Leichnam bleibt viele Monate in dieser Gestalt und die Hinterbliebenen führen das Leben fort, als sei der Verstorbene noch am Leben. Selbst nach der Beerdigung endet die Trauer nicht, denn das Volk hat ein weiteres Ritual, das alle drei Jahre stattfindet. Die Toten werden ausgegraben, die Särge werden geöffnet und die Überreste der Toten werden entnommen. Anschließend werden die Toten zurecht gemacht und Verwandte, Freunde und Trauernde verbringen den Tag mit ihnen. Dabei wird mit Alkohol und Essen gefeiert, es werden Fotos gemacht und am Ende des Tages werden die Überreste erneut in einem Sarg wieder in die Erde eingegraben.

Madagaskar

Auf Madagaskar gehen die Menschen ähnlich mit dem Tod um wie die Indonesier. Nach vielen Jahren wird ein Toter wieder ausgegraben und die Hinterbliebenen feiern mit ihnen ein Fest. Danach werden sie wieder bestattet.

Jamaika

In Jamaika gibt es das sogenannte Nine-Night-Ritual. Dies ist eine neuntägige Totenwache und soll dem Toten dabei helfen, ins Jenseits zu gelangen. Die Trauer wird eher still und privat begangen. Das Ritual ist wie eine lange Party für andere Verwandte und Freunde sowie Nachbarn, die zusammenkommen und gemeinsam essen, trinken, reden und einander Trost spenden. Während dieser Zeit werden Spiegel bedeckt, da man glaubt, dass die Seele des Toten noch in der Nähe ist und man diese nicht verärgern möchte. Der Tote wird noch zu Beginn rituell gewaschen und einbalsamiert, damit er für das Nine-Night-Ritual zuhause aufbewahrt werden kann. Der Körper wird verkehrt herum in das Bett gelegt, um den Geist davon abzuhalten, Böses zu tun. In der letzten Nacht nach Mitternacht wird das Leben des Toten gefeiert. Dabei sollen alle fröhlich und lebensbejahend sein. Am neunten Tag wird der Tote beerdigt.

Mexiko

Einmal im Jahr findet in Mexiko am ersten und zweiten November das Fest “Der Tag der Toten” statt. Die Gräber werden bunt geschmückt und zu Hause werden Altäre für die verstorbenen Familienmitglieder hergerichtet. Die gesamte Familie, Freunde und eigentlich jeder Mexikaner kann es kaum erwarten, die Toten wieder auferstehen zu lassen. Sie glauben, dass Tote als Geister wieder auferstehen und zu ihren Angehörigen finden. Es wird viel Geld für die Toten ausgegeben und alles wird prunkvoll gedeckt. Am liebsten mit den Lieblingsspeisen und -getränken der Toten. So gesehen ist dieses Fest eine Art Portal, auf dem die Toten die Lebenden besuchen und mit ihnen Zeit verbringen. So werden Schreine hergerichtet, Masken und Statuen durch die Straßen getragen, es wird getanzt und gefeiert. Die Mexikaner haben keine Angst vor Geistern oder Toten. Sie sehen den Tod als einen großen Teil des Lebens und selbst die Kleinsten freuen sich auf dieses Fest. Sie schminken sich Totenköpfe ins Gesicht und feiern den Tod und das Leben. Als Symbol gilt eine weibliche Form des Sensenmannes, der mehr als Jesus oder Jungfrau Maria gehuldigt wird.

Papua-Neuguinea

Das indigene Volk der Dani aus Papua-Neuguinea hängt seine Toten an Bäume und Stämme, um die Trauerfeier vorzubereiten. Anschließend werden die Toten wieder heruntergenommen und sind als Teilnehmer bei den Feierlichkeiten dabei. Führende Persönlichkeiten wie der Stammesführer werden nicht bestattet, sondern zunächst eingeräuchert und liegen anschließend in Hütten. Diese Mumien werden zu festlichen Anlässen herausgeholt, sodass sie an diesen Feierlichkeiten teilnehmen können. Den Familienmitgliedern eines Toten werden Finger amputiert, um den Geist des Toten zu beruhigen, da die Bevölkerung an schwarze Magie und böse Geister glaubt. Zudem gibt es Kannibalismus in dem Volk und es kommt auch vor, dass die Angehörigen den Toten “wiederverwerten”.

Tibet

In Tibet gibt es die Tradition, Tote entsprechend der Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft zu bestatten. Zum Beispiel gibt es die sogenannte Himmelsbestattung. Diese sieht so aus, dass der Körper des Toten vom Bestatter zerstückelt und dann für Aasgeier zum Verzehr hoch oben oder auf Feldern positioniert wird. Dieses Ritual wurde früher auch in der Mongolei praktiziert. Die Tibeter glauben, dass eine komplette Auflösung des Leichnams ein Zeichen dafür ist, dass der Tote zu Lebzeiten sündenfrei war.

Insgesamt gibt es weltweit die verschiedensten Traditionen und Bräuche. Ich hoffe, Ihr habt etwas Neues dazu gelernt und vielleicht seid Ihr auch ein bisschen verstört. Wenn ja, tut es mir leid.

Titelbild: pixabay.com